Nach den Silber-Weiden und einigen ihrer Bewohner und Besucher stelle ich zum Abschluss der kleinen Weiden-Artikelserie noch ein Insekt vor, dessen Lebenszyklus ich dieses Frühjahr miterlebt habe. Den Anfang machte diese Beobachtung:

Wie am Ende des letzten Artikels geschrieben, hielt ich dies zunächst für die Larve eines Zweiundzwanzigpunkt-Marienkäfers (Psyllobora vigintiduopunctata), aber das Punktmuster stimmt nicht ganz. Auf der Website iNaturalist erfuhr ich, dass der fertige Käfer, die sogenannte Imago, nicht 22 Punkte hat (vigintiduopunctata), sondern nur zwanzig (Chrysomela vigintipunctata) - und kein Marienkäfer ist, sondern passenderweise ein Gefleckter Weidenblattkäfer.

Und tatsächlich sah ich die Käfer bei einem späteren Besuch an derselben Weide, deren Blätter mittlerweile ziemlich zerfressen waren:

Da sich nicht alle Larven synchron entwickeln, konnte ich den ganzen Zyklus rekonstruieren: von den länglichen gelben Eiern, die ein Käferweibchen an einer Blattunterseite aufgehängt hat ...

... über die winzigen ersten Larvenstadien, die in Grüppchen über das Blatt ziehen und das weiche Gewebe zwischen den Blattadern fressen ...

... und über die Häutungen der Larven, die sich während ihres Wachstums einige Male (wiederum gerne in Gruppen) mit dem Hinterende an ein Blatt heften, um den alten, zu klein gewordenen Panzer zu sprengen ...

... was ein bisschen komisch oder auch unheimlich aussieht, weil die Tiere sich dabei rhythmisch winden (und das zu Tausenden an zahllosen Blättern einer Weide, unter der man gerade steht) ...

... bis hin zu Jagdszenen wie dieser, in der die räuberische Larve eines Asiatischen Marienkäfers eine Weidenblattkäferlarve anfällt, während links zwei grüne Blattläuse vorerst mit dem Leben davonkommen ...

... und schließlich dem Schlüpfen der neuen Generation von Käfern aus ihren Puppenhüllen:

In den Vorjahren ist mir all das entgangen. Entweder haben die Käfer dieses Jahr eine ungewöhnliche Bevölkerungsexplosion erlebt. Oder ich habe früher einfach nicht genau genug hingesehen, wenn ich am Molenkopf beim Rheinkilometer 695 war.