Ein winterlicher Lindenzweig, kahl bis auf einige Samen und die Blattknospen. Aber wieso wirkt er, als würfe er einen Schlagschatten? 

Bei demselben Winterspaziergang in der Eifel bin ich auch an diesen Hundsrosen vorbeigekommen, an denen noch ein paar letzte Hagebutten hängen. Hier sieht man: Die "Schlagschatten" sind schneeweiß.

Im Gegenlicht scheint zwischen den weißen Fahnen und den Zweigen, an denen sie hängen, eine schmale Lücke zu klaffen:

Es handelt sich um Raueis, das direkt an den Zweigen und zum Teil auch an der "ausgefransten" Leeseite fast klar ist und dazwischen wegen der vielen eingeschlossenen Luftbläschen weniger transparent:

 Die Gebilde wirken fragil, aber zumindest in der Witterung, in der wir unterwegs waren, zerfielen sie nicht gleich, wenn man sie in die Hand nahm:

Nicht nur Zweige, auch Drähte können Raueisfahnen tragen, etwa dieser Stacheldraht. Die Kante zwischen dem klaren und dem rauen Eis formt die wellige Kontur des verdrillten Drahts genau nach:

Das Raueis hat der Landschaft und den Gewächsen in ihr einen besonderen ästhetischen Reiz verliehen, Manche der Fotos wirken, als hätte ich sie stark nachbearbeitet.

Solches Raueis bildet sich bei kräftigem Wind und Temperaturen unter Null aus unterkühlten Nebeltröpfchen. Während unserer Wanderung hielt sich der Wind zum Glück in Grenzen, und es schneite bisweilen in dicken Flocken. Nur wenige Kilometer weiter in Richtung Köln war es vorbei mit der Wintermärchenlandschaft: Regen und Matsch statt Schnee und Eis. Aber es hat gut getan, wenigstens ein paar Stunden daran erinnert zu werden, wie ein echter Winter aussieht.