Schon vor einem Jahr habe ich mich über diesen Baum in der südlichen Einfassung des Theodor-Heuss-Parks gewundert - aber dann vergessen, dem Rätsel auf den Grund zu gehen: Was ist das? Und macht das immer solche Mätzchen, oder war hier Gärtner-Voodoo im Spiel?

Inzwischen weiß ich: Der Baum mit der Puzzle-Rinde und den seltsamen Querverbindungen ist ein Persischer Eisenholzbaum (Parrotia persica), und die Verwachsungen, zu denen er wohl stärker als jede andere Baumart neigt, werden als Anastomosen oder Astsymphysen bezeichnet. Im Botanischen Garten Bonn steht ein bekanntes, etwa 1880 gepflanztes Exemplar. Die mindestens fünf Eisenholzbäume im Theodor-Heuss-Park sind wohl nicht so alt, aber doch beeindruckend mit ihren Brücken ...

... und Henkeln:

Sie scheinen das Prinzip Baum zu verhöhnen: ein Stamm, von dem einige Hauptäste abgehen, die sich immer weiter verzweigen. Hier fusionieren die Äste einfach in den seltsamsten Winkeln:

Das Ganze wirkt geradezu muskulös, und mir ist nicht klar, in welche Richtung hier die Säfte steigen oder die Photosyntheseprodukte in die Wurzeln verfrachtet werden:

Absehen von seinem tatsächlich sehr harten Holz verleihen auch die Querverbindungen dem Eisenholzbaum Stabilität. Nach oben hin normalisiert sich das Wachstumsverhalten: Die Bäume (hier von rechts über den Weg ragend) haben ganz gewöhnliche Kronen mit Zweigen, die nicht übermäßig anhänglich wirken:

Die Rinde mit ihren abplatzenden Platten lässt an Platanen denken: 

Das Laub soll sich im Herbst wunderschön verfärben. Ich hoffe, ich denke dieses Jahr daran, mir das Spektakel anzusehen. Gefunden habe ich jetzt im Januar nur unscheinbar rotbraune Reste. Die Blätter erinnern etwas an Buchenlaub, sind aber nur schwach gewellt bis glattrandig:

An den Zweigen sitzen dicke, rundliche Blütenknospen:

Obwohl die Parrotie laut der Website des Botanischen Gartens Bonn im März blüht, habe ich am 26. Januar bereits einige Knospen gesehen, die sich öffnen:

Neben Rot kommt hier auch Gelb ins Spiel:

Die jungen Blüten lassen die Verwandtschaft des Eisenholzbaums mit der Zaubernuss (Hamamelis) erahnen, die bei uns als Ziergehölz beliebt ist:

Genau gegenüber, an der Nordseite des Parks, steht mindestens ein alter Silberahorn, der letztes Jahr zur selben Zeit auch schon Anstalten machte, seine Knospen zu öffnen und rote Blüten zu zeigen. In den nächsten Tagen sehe ich nach, ob er mit dem Eisenholzbaum gleichzieht.