Der Kölner Dom ist zwar ein markanter und - je nach Geschmack - auch schöner Anblick, aber kein natürliches Muster. Mein Interesse gilt den Weiden und der Pappel im Vordergrund. Was ist mit ihnen los? Zwei Hilfslinien machen deutlich, was mir beim Spaziergang am Rhein auffiel:

Die Sträucher und kleinen Bäume sind unterhalb der Markierungen praktisch unbelaubt. Hochwasser kann der Grund kaum sein, denn zum einen sehen wir in Köln und auch rheinaufwärts seit Wochen viel zu wenig Niederschlag. Und zum anderen wäre es seltsam, wenn das Wasser oder die Tiere und Bakterien darin das Laub genau bis zu einer leicht abschüssigen Linie getilgt hätten, die parallel zum ebenfalls leicht abschüssigen Kies-Ufer verläuft.

Hier der Blick in die andere Richtung, flussabwärts und auf die Mülheimer Brücke. Wieder eine Weide, und wieder ist sie unten kahl:

Etwas weiter vom Wasser entfernt verläuft eine lange Linden-Alllee parallel zum Fluss, das Niederländer Ufer:

Die Linden haben viel Wurzelbrut; das habe ich in meinem Text über den herbstlichen Laubfall schon einmal thematisiert. Aber diese am Fuß des Stammes entspringenden Reiser sehen links und rechts des Wegs unterschiedlich aus. Hier der normale, belaubte Zustand:

Gegenüber, in der dem Rheinufer zugewandten Baumreihe, ein ganz anderes Bild:

Jetzt ist klar, was hier los war, oder? Genau: Schafe. Dieser Abschnitt des Rheinufers wird regelmäßig von einer Schafherde in Schuss gehalten, und der Elektrozaun wird alle paar Tage umgesetzt. Die Tiere haben einen gesegneten Appetit:

Sogar wehrhafte Pflanzen wie die Brennessel werden gerne angenommen:

Dasselbe gilt für das Laub der Bäume und Büsche innerhalb des Zauns, das in ihrer Reichweite hängt. Stehen bleiben einzig besonders dicke und robuste Grashalme, die die Schafe mit ihrer rupfenden Fressweise einfach nicht richtig gepackt bekommen:  

Wenn sie es doch versuchen, bringen die störrischen Halme, die ihnen durch das Maul rutschen, witzige Quietschgeräusche hervor, die mir jedes Mal ein Lächeln entlocken. Über die Verteilung solcher Grasbüschel auf beweideten Flächen hat Stephan bereits 2010 etwas geschrieben.

Zum Abschluss ein Blick von der Lindenalllee hinab auf den Zaun und die Herde und den Rhein und den Stadtteil Mülheim auf der "Schäl Sick", der rechten Seite des Rheins. Auch hier fallen uns wieder Strukturen auf:  

Zum einen sieht man deutlich, dass die Schafe links des Zauns bereits waren - und ihrem landschaftspflegerischen Auftrag gründlich nachgekommen sind. Und zum anderen: 

Es war verflixt warm in Köln! Die meisten Wiederkäuer hielten Siesta im Schatten. Sehr vernünftig.