Muster- und Strukturenratebild, Februar 2013
(Zur Erklärung bitte weiterlesen)
Im Januar haben wir eine kurze Wanderung unternommen, die am Bahnhof Urft-Kall begann und endete. Die Temperaturen lagen knapp unter dem Gefrierpunkt, und in den Tagen zuvor hatte es geschneit - der Wald sah zauberhaft aus:
Ziel unseres Ausflugs war das Kloster Steinfeld:
Franziskus Maria vom Kreuze Jordan begrüßte uns in einer kleidsamen Nerzstola mit passender Kappe:
Das Kloster ist eine ehemalige Prämonstratenserabtei, und die "Vor-Musterer" machten ihrem Namen alle Ehre. Selbst an einem profanen Ort wie der Besuchertoilette fanden sich Muster. Hier ein größerer Ausschnitt des Musterratebilds in Originalfarben:
Zahlreiche Besucher hatten unter ihren Sohlen schmelzenden, mit Streusalz durchsetzten Schnee in die Toilette getragen; auch im benachbarten Café hatte die Bedienung ihre liebe Not mit den Pfützen, die sich um die Füße aller Gäste bildeten.
Auf dem Toilettenfußboden sammelte sich das Schmelzwasser bevorzugt in den Fugen - zum einen, weil diese etwas niedriger sind als die Fliesen, und zum anderen wohl wegen der "Saugkraft" des Mörtels. Beim allmählichen Eintrocknen der Pfützen konzentrierten sich die Mineralstoffe immer weiter auf und bildeten schließlich Kristalle. Die so entstandenen Muster zeigten zum einen eine interessante Feinstruktur (DLA, "diffusion-limited aggregation") und zum anderen eine makroskopische Symmetrie:
An den Rändern einiger Fliesen bzw. links und rechts der Fugen herrschten zu jedem Augenblick im Verlauf der Kristallisation relativ ähnliche Bedingungen - so, wie auch die sechs Arme einer entstehenden Schneeflocke in einer Wolke ganz ähnlichen lokalen Temperaturen und Luftfeuchtigkeiten ausgesetzt sind und sich daher sehr ähnlich entwickeln.
Aber hatte ich es wirklich mit Salzkristallen zu tun und nicht mit Eisblumen? Nach meinem Empfinden war es für Eisblumen nicht kalt genug auf der Toilette. Den naheliegenden Lecktest habe ich mir aus hygienischen Gründen versagt. Daher müssen wir wohl mit der Ungewissheit leben, was der Ästhetik keinen Abbruch tut. (Auch der Fetzen Toilettenpapier stört einen Feingeist nicht weiter, oder?)
Zum Abschluss ein etwas größerer Ausschnitt, der noch einmal die unvollkommene, doch auch unverkennbare Symmetrie der Ausfällungen zeigt:
Man muss sich nur einen unbefangenen Blick fürs Detail wahren, dann stößt man an den seltsamsten Orten auf faszinierende Schönheit!